Gefrorenes Feuer wie Gold
Goldschmiedearbeiten von Gabi Dziuba und Gerd Rothmann
in einer Installation von Peter Strassl

3. Dezember bis 8. Januar 2005

Dorothea Baumer, VOGUE, November 1996

Träume aus Gold
Gabriele Dziuba - die Märchenerzählerin unter den Schmuckkünstlern

Geschichten und Romane beflügeln sie ebenso wie romantische Episoden und Musik. Gabriele Dziubas Entwürfe - rubinbesetzte Krönchenringe, Laternen, goldene Eimerchen und Spiegelchen zum Umhängen - sprechen von nichts anderem. Sie liebt Weißgold pur, das wie Eisen aussieht, und sie hat ein entschiedenes Verhältnis zum Ornament: "Je reicher, desto besser."

Über die Kunst ist die einstige Punkerin zu ihrem Handwerk gekommen. Die Begegnung mit Andy Warhols Werken war ein erstes großes Erlebnis. Der Märchenton seiner goldenen Schuhzeichnungen verzauberte sie. In Francisco de Goyas dunkler Grafik fand eine andere Seite ihrer Seele Nahrung. Später hat sie auch Aktuelles in ihr privates Universum aufgenommen. Mit Bildern und Skulpturen von Günther Förg, Hans-Jörg Mayer und Martin Kippenberger umgibt sie sich in ihrer Wohnung.

Für Martin Kippenberger hat die Goldschmiedin die Verlobungsringe gefertigt und auch ein neun Zentimeter großes St.-Martin-Schwert. Überhaupt sind Künstler, Kunstsammler und Galeristen Gabrieles Dziubas wichtigste Auftraggeber. In Avantgarde-Galerien hat sie üppigste Schmuckinszenierungen verwirklicht, in Wien, Chicago und New York waren ihre Traumgebilde zu sehen - spielerisch, feminin, geheimnisvoll und immer perfekt.

 

Franz Josef Görtz, FAZ, 6. Juni 2004

Goldener Handschlag
Ob Kinn oder Ferse, Handfläche oder Fingerkuppe: Gerd Rothmann richtet sein Augenmerk zuerst auf den Körper, dem er Schmuck anpassen will.

Der Münchner Goldschmied Gerd Rothmann ist einer, der auf Hände und Finger steht, außerdem auf Handflächen, Handgelenke und jene Abdrücke, die Fingerkuppen zum Beispiel auf Spiegeln oder Weingläsern hinterlassen. Die Hand als Werk- und Spielzeug, "das fasziniert mich außerordentlich", sagt er und zieht die Schultern hoch, als rede er über eine Art von Obsession. Puppenspielern, Pianisten und Chirurgen gehen die Hände naturgemäß über alles. Aber auch einem Goldschmied? Wenn er es recht bedenke, sagt Rothmann und spreizt die Hände, damit man sieht, dass er damit nicht bloß anzufassen, sondern auch zuzupacken vermag - wenn er es recht bedenke, sei er ein Handwerker. Für den sei die Hand nichts als ein Arbeitsgerät, wenn auch mit ästhetischen Valeurs. Denn für schöne Hände hat er einen professionellen Blick. Und sieht sofort, zu welchen Fingern welche Ringe passen, welche Handgelenke einen breiten goldenen Armreif vertragen oder mit einem schmalen silbernen besser bedient wären.

Rothmann, 1941 in Frankfurt am Main geboren und seit einem Vierteljahrhundert in München ansässig, ist auch ein Menschenkundler. Am Gold hängt alles, murmelt er lächelnd und hebt die Stimme, als warte er geduldig auf irgendeine Antwort. Neugierig ist er aus Prinzip. Denn Gespräche über Schmuckstücke sind Auskünfte über Lebensumstände. Über Lebenserwartungen, persönliche Lebensfreude und ein Lebensglück, das den einen ereilt und den anderen im Stich lässt, sagt er. Wer seinen Gefühlen freien Auslauf lassen mag und einen Ring, eine Brosche oder ein Amulett verschenkt, meine es damit doch sehr persönlich, wenn nicht sogar ganz vertraulich. Ein heikles Unterfangen, weiß Rothmann und erzählt zum Beleg von einer jungen Frau, die zu ihrem 18. Geburtstag eine zweifache Halskette mit zwanzig goldenen Medaillen bekommen sollte: Medaillen mit allen Fingerabdrücken von den Händen ihrer Eltern. Ein Geschenk für die Schublade mit den vorauseilend pathetischen Erinnerungsstücken? Ganz im Gegenteil - so dezent und fröhlich klimpernd, dass das Teil durchaus als Disko-Schmuck durchgeht.

Viele von Rothmanns Schmuckstücken sind Partner-Geschenke, für die Liebste und den Gatten ausgesucht, ebenso häufig aber auch für Kind, Enkel, Patensohn oder Patentochter bestimmt, mehr oder weniger beziehungsreich und, in delikateren Kontexten, nicht selten mit unaufdringlich erotischem Beiklang. Eine Spielart von Körperkunst, die große Nähe, auch Harmonie und Einvernehmen voraussetzt und einen gemeinsam ausgeprägten Sinn fürs Schöne. Vor Jahren hat Rothmann auch solch entlegene Körperregionen wie Fersen und Fesseln einbezogen, sich dann aber auf die Hände kapriziert. Es ging ihm schließlich allemal um Schmuck und weniger um eine Spezies bildender Kunst, auch wenn seine Arbeiten nicht nur in der Münchner Pinakothek der Moderne, sondern längst auch im New Yorker Museum of Modern Art, im Museum für zeitgenössische Kunst in Tokio oder im Victoria and Albert Museum in London anzutreffen sind.

In der Galerie von Helen Trutt in Philadelphia ist ein kleiner goldener Finger zu besichtigen, den der Künstler für eine ihm nahestehende Dame gefertigt hat. Gewiss weniger ein Schmuckstück als ein Schaustück, gibt er zu. Denn wie wollte man diese Preziose auch anders vorführen als in einer Vitrine? Das Kunstwerk hat Rothmann seiner Freundin dezidiert, "weil sie beim Trinken immer so apart den kleinen Finger vom Weinglas abspreizt", erzählt er vergnügt. Was es dagegen mit Ohrmuschel und Ohrläppchen auf sich hat, die er eben gerade auf Kundenwunsch geschmiedet hat, möchte er lieber für sich behalten. Es wäre keine erotische Kunst, wenn sie nicht diskret sein wollte.

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