Durnegah
Mojé Assefjah, München

9. Dezember - 14. Januar 2005

Die Gemälde von Mojé Assefjah sind eine Inszenierung von Farbereignissen, von Farb﷓Form﷓Gebilden, die durch eine ihnen eigene Dynamik Bewegung entstehen lassen. Die ornamentalen Kurvaturen wirken plastisch und erzeugen eine große Bildtiefe.

Durch das Eitempera als Malmittel bekommen die Farben eine schwere und samtartige Wirkung. Die Künstlerin nutzt die unterschiedlichen Möglichkeiten der Verdichtung und Vertiefung der Farbe. Bei verdichtetem Auftrag kann die Farbe opake Flächen bilden, je verdünnter sie zur Anwendung kommt, desto fragiler wird der Farbeindruck. Die Farbflächen grenzen sich voneinander ab. Sie sind nebeneinander oder übereinander gelegt, reiben sich aneinander, verschieben sich gegenseitig und wirken schwer, fast skulptural. Die Farbformen scheinen im dreidimensionalen Raum zu liegen. Die Motive lösen sich durch ihre Körperlichkeit in einen illusionistischen Tiefenraum auf. In den aktuellen Gemälden sind die Schleifen und Kurvaturen runder, kompakter, weniger flächig als vielmehr sich in die Tiefe bewegend. Mojé Assefjah erreicht eine eigentümliche und originäre Beziehung zwischen ornamentaler Flächigkeit und illusionistischer Bildtiefe, eine ambivalente Atmosphäre aus Nähe und Distanz.

Die einzelnen Elemente sind weniger bestimmend, als der Figuration verbunden, wenn auch auf eine schwer fassbare Weise. Assoziationen zu Landschaften werden ebenso geweckt wie zu fallenden oder gebauschten Stoffen. Die Faltengebilde werden fast in einer haptischen Materialität vorgeführt. Licht und Schatten tragen nicht nur zu einer atmosphärischen Aufladung des Bildes bei, sondern unterstützen die skulpturale Wirkung. Vor allem die horizontale Schichtung von Farbstreifen evoziert das Gefühl räumlicher Tiefe. Die Arbeiten erinnern ganz unvermittelt an traditionelle Landschaftsbilder, die den Blick zum Horizont hin in die Tiefe ziehen. Kulturell vorgegebene und natürliche Formen werden isoliert, abstrahiert, die Farbräume werden im Bereich geometrischer oder organischer Beschreibbarkeit angesiedelt. Eine Auseinandersetzung mit der italienischen Malerei der Renaissance und Künstlern wie Piero della Francesca, aber auch mit orientalischen oder indischen Gemälden und Ornamentstrukturen ist zu erkennen.

Die in schweren, dunklen und kontrastreichen Tönen gehaltenen Bilder vermitteln düstere, dramatische, gespannte und bewegte Räume, dagegen scheinen die neuen Arbeiten, in hellen, pastellfarbenen Valeur Entspanntheit, Heiterkeit, Ruhe und Stille auszustrahlen. Die Gemälde Mojé Assefjahs entspringen einer Ausgewogenheit, der die Eile fremd ist.

Bernd Reiß


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